MOSCHEE

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HAJJ & UMRAH

ISLAMISCHES ZENTRUM

WIR SIND GANZ NAH

Kösliner Weg 13, 22850 Norderstedt

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Tag: Innovation

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Neuigkeiten

Professionalisierung von Moscheen: Unser Weg und eine Inspiration für andere

In einer Welt voller Herausforderungen brauchen unsere Moscheen mehr denn je klare Strukturen, die Spiritualität, Bildung und praktische Arbeit miteinander verbinden.
Unsere Gemeinschaft hat sich nach reiflicher Überlegung entschlossen, ein neues Organigramm einzuführen, das auf sechs zentralen Säulen basiert.
Hier erfährst du, warum wir diesen Schritt gegangen sind – und warum auch andere Moscheen überlegen sollten, ähnliche Wege zu gehen.

„Ordnung ist nicht das Ziel – sondern der Weg, damit Visionen Wirklichkeit werden.“


1. Die Verantwortung einer Moschee geht weit über das Gebet hinaus

Eine Moschee ist nicht nur ein Ort für das rituelle Gebet.
Sie ist ein Zuhause für Wissen, Gemeinschaft, Beratung, Erziehung und gesellschaftliches Engagement.
Deshalb mussten wir unser Denken erweitern: Welche Bereiche tragen wirklich zur Stärkung der Muslime bei?
Welche Aufgaben brauchen klare Zuständigkeiten?

2. Warum Struktur keine Bürokratie bedeutet, sondern Freiraum schafft

Manche fürchten, dass zu viel Struktur das Spirituelle erstickt.
Wir sehen es anders:
Eine gute Organisation schafft Freiraum für das Wesentliche – für Herz, Einladung, Lernen, soziales Engagement und wirtschaftliche Stabilität.
Ohne klare Wege drohen Überlastung, Chaos und Ineffizienz.

3. Die sechs Säulen – unsere Antwort auf die Anforderungen unserer Zeit

Unsere Struktur basiert auf sechs tragenden Säulen:

  • Moschee: Der spirituelle Mittelpunkt unserer Arbeit.
  • Bildung: Aufbau von Wissen und Charakter für Jung und Alt.
  • Dawa: Einladung zum Guten durch Wort und Tat, online und offline.
  • Firmen: Wirtschaftliche Projekte wie Lebensmittelgeschäft und Pizzeria für Stabilität und Zukunftssicherheit.
  • Dienstleistungen: Religiöse Begleitung bei Hajj, Umrah, Bestattungen und Eheschließungen.
  • Zentrale Dienste: Verwaltung, Finanzen, Facility Management – damit alles im Hintergrund reibungslos läuft.
4. Warum jede Moschee über ihre Struktur nachdenken sollte

In vielen Orten kämpfen Moscheen mit Ehrenamtserschöpfung, Unklarheit oder stagnierendem Wachstum.
Eine klare Struktur bietet eine Lösung:

  • Aufgaben werden verteilt
  • Verantwortung wird sichtbar
  • Engagement wird erleichtert
  • Visionen werden erreichbar
5. Ein Aufruf an alle Brüder und Schwestern

Unser Modell soll keine Ausnahme bleiben.
Wir möchten andere Moscheen inspirieren, über ihre eigenen Strukturen nachzudenken, sie zu erneuern und den kommenden Generationen ein lebendiges, funktionierendes Erbe zu hinterlassen.

Fazit:

In der Sunna finden wir Ordnung, Klarheit und Führung.
Unser neues Modell ist nur ein kleiner Schritt auf diesem Weg – aber ein notwendiger.
Wir hoffen, dass viele Gemeinschaften ähnliche Schritte gehen und dadurch die Stärke der Ummah in dieser Zeit erneuern.

Wie erkennen wir echtes Wissen in einer digitalen Welt?
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Wie erkennen wir echtes Wissen in einer digitalen Welt?

Wir leben in einer Zeit, in der jede Meinung in Sekunden gepostet, geteilt und verteidigt werden kann. Jeder hat eine Stimme – aber nicht jede Stimme hat Gewicht. Besonders im religiösen Bereich ist das ein sensibles Thema: Denn wenn es um den Islam geht, geht es nicht um Geschmack oder Stil. Es geht um Wahrheit, Verantwortung und Vertrauen.

Doch wie können wir echtes Wissen inmitten von Meinungen, Influencern, Clickbait und Algorithmen erkennen? Wie unterscheiden wir zwischen jemandem, der uns wirklich weiterbringt – und jemandem, der nur Likes sammelt?

Dieser Beitrag ist ein Versuch, Orientierung zu geben. Für Muslime, die lernen wollen. Für Familien, die ihren Kindern etwas Authentisches weitergeben wollen. Und für alle, die spüren: Es geht um mehr als um Worte.

1. Die Illusion der Professionalität

In der digitalen Welt wirkt alles „professionell“:

  • Jemand trägt einen Kaftan, sitzt vor einem Bücherregal und spricht ruhig → automatisch „Scheich“?
  • Jemand macht schöne Slides mit Qur’an-Zitaten → automatisch „Wissender“?
  • Jemand hat 1 Million Follower → automatisch „verlässlich“?

Fakt ist: Optik ersetzt keine Authentizität.
Man kann Wissen inszenieren – aber man kann es nicht faken. Zumindest nicht vor Allah, und nicht vor aufmerksamen Herzen.

2. Die Quelle: Woher kommt das, was gesagt wird?

Einer der wichtigsten Fragen, die du dir stellen kannst:

„Woher weißt du das?“

Ein echter Lehrer nennt Quellen. Er bezieht sich auf Qur’an, Hadith, die Aussagen der Gelehrten. Und zwar nicht willkürlich, sondern im Kontext. Er zitiert nicht nur – er versteht, erklärt, verknüpft.

Checkliste:

  • Werden Quellen genannt?
  • Wird der Kontext erklärt?
  • Wird das Wissen eingebettet in Tradition?
  • Oder wird einfach nur spekuliert, zitiert, gepostet?
3. Die Kette: Wer sind seine Lehrer?

Im Islam zählt die Überlieferungskette (Isnād). Wissen fällt nicht vom Himmel – es wird über Generationen weitergegeben.

Ein echtes Zeichen für Authentizität:
Die Person hat Lehrer. Sie hat studiert. Und ihre Lehrer haben studiert – bei anderen Lehrern. Bis zurück zu den Imamen des Islam.

Wenn jemand niemanden über sich nennt, ist das ein schlechtes Zeichen. Denn im Islam gilt:

„Wer sich selbst zum Lehrer nimmt, hat einen Narren zum Lehrer.“

4. Der Charakter: Was bewirkt das Wissen?

Wissen, das nicht zu Demut, Verantwortung und Liebe führt – ist kein echtes Wissen.

Achte auf:

  • Wie spricht die Person über andere?
  • Ist sie selbstkritisch oder rechthaberisch?
  • Baut sie Brücken – oder sucht sie Streit?
  • Führt sie Menschen zu Allah – oder zu sich selbst?

Ein Gelehrter ist kein Prediger, der andere schlecht macht. Sondern jemand, der Herzen heilt.

5. Die Wirkung: Macht dich das Gesehene besser?

Am Ende musst du dir die Frage stellen:

Was macht das mit mir?

  • Werde ich motivierter, zu beten?
  • Habe ich mehr Liebe zu Allah?
  • Wächst meine Verantwortung für die Ummah?
  • Oder werde ich wütend, stolz, überheblich?

Wissen ist Licht. Wenn es dich in die Dunkelheit zieht – ist es kein echtes Wissen.

6. Die Verantwortung der Konsumenten

Wir leben in einer Zeit, in der wir selbst entscheiden, was wir konsumieren. Das ist eine große Gnade – aber auch eine große Prüfung.

Du trägst Verantwortung:

  • Für deine eigene geistige Gesundheit.
  • Für das, was du teilst.
  • Für das, was du als „islamisch“ weitervermittelst.

Wenn du jemandem Reichweite gibst, der Menschen spaltet, verurteilt oder in die Irre führt – dann bist du Teil des Problems.

Fazit: Es gibt sie – die echten Lehrer

Ja, es gibt sie:
Die stillen, echten Lehrer. Die ʿUlamāʾ, die nicht auf der Bühne stehen, aber in Wohnzimmern, Moscheen, Schulen und Onlinekursen Menschen formen. Die leise, aber kraftvoll wirken. Die keine Likes brauchen – weil sie Herzen berühren.

Finde sie. Unterstütze sie. Lerne von ihnen. Baue mit ihnen.

Und erkenne: Nicht alles, was viral ist, ist wahr. Aber alles, was wahr ist, lohnt sich – auch wenn es verborgen ist.

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Was macht einen Gelehrten aus – und wer darf sprechen?

In einer Zeit, in der jeder auf TikTok, Instagram und YouTube seine Meinung kundtun kann, ist eine alte, fast vergessene Frage wieder hochaktuell: Wer darf im Namen des Islam sprechen – und warum gerade er oder sie?

Diese Frage ist kein Luxusproblem, sondern existenziell für jede muslimische Gemeinschaft. Denn inmitten der Informationsflut, der Konflikte und der Herausforderungen unserer Zeit brauchen Muslime Orientierung. Doch woher kommt diese Orientierung – und wer gibt sie?

Zwischen Tradition und Gegenwart

In der klassischen islamischen Tradition war die Sache klar: ʿUlamāʾ (Gelehrte) waren Menschen, die jahrelang gelernt, sich bewährt, sich geprüft und die Anerkennung ihrer Lehrer erhalten hatten. Ihr Wissen war tief, fundiert, durchdrungen von Gottesfurcht und Verantwortung.

Ein Gelehrter war nicht nur jemand, der wusste – sondern auch jemand, der lebte, was er wusste. Seine Spiritualität, sein Charakter, seine Geduld, seine Verantwortung für die Ummah: all das gehörte zu seiner Autorität.

Heute aber verschwimmen die Grenzen.

Die neue Bühne: Social Media

Heutzutage kann sich jeder ein Mikrofon kaufen, ein ansprechendes Logo basteln, ein paar Hadithe zitieren – und innerhalb weniger Wochen zum „Scheich“ aufsteigen. Man braucht kein Studium, keine Lehrer, keine Rechenschaft. Nur Reichweite.

Das Ergebnis: eine gefährliche Mischung aus Halbwissen, Selbstüberschätzung und spirituellem Showbusiness. Und das Schlimmste: Viele erkennen den Unterschied nicht mehr.

Doch diese Entwicklung ist nicht nur Schuld der „Influencer“. Sie ist auch das Resultat einer Lücke, die wir als Gemeinschaft selbst gelassen haben.

Denn: Wo sind die echten Lehrer? Wo ist die nächste Generation von ʿUlamāʾ? Wo ist die Struktur, die Wissen fördert, Autorität aufbaut – und schützt?

Kriterien eines Gelehrten – aus islamischer Sicht

Ein echter islamischer Lehrer oder Gelehrter zeichnet sich durch mehrere Säulen aus:

  1. Verlässliche Überlieferungskette (Isnād): Er oder sie hat von Lehrern gelernt, die wiederum bei Lehrern gelernt haben – bis zurück zu den Quellen des Islam.
  2. Fundiertes Wissen: In den Kernbereichen: Tafsīr, Fiqh, ʿAqīdah, Hadith, Usūl usw.
  3. Praxiserfahrung: Nicht nur Theorie, sondern Anwendung – im Alltag der Muslime, in ihren Fragen, Sorgen und Leben.
  4. Anerkennung durch Fachkollegen: Nicht durch Followerzahlen, sondern durch andere Gelehrte.
  5. Spiritualität und Charakter: Ein Gelehrter ist kein Star. Sondern jemand, der durch Bescheidenheit, Gottesfurcht und Fürsorge glänzt.
Wer darf sprechen?

Im Prinzip: jeder. Im Islam ist Reden keine exklusive Eliteangelegenheit. Aber: Nicht jeder darf über alles sprechen.

Ein Beispiel: Ein muslimischer Lehrer kann Kindern den Islam beibringen – aber daraus folgt nicht automatisch, dass er Fatwas erteilen darf. Jemand, der Qur’an rezitiert, ist nicht automatisch ein Mufti. Eine starke religiöse Meinung zu haben, ersetzt keine systematische Ausbildung.

Die Regel ist einfach, aber entscheidend:

Wer ohne Wissen spricht, führt die Menschen in die Irre – und trägt die Verantwortung.

Die Verantwortung der Zuhörenden

Doch auch die Zuhörer tragen Verantwortung. Wer bereit ist, jemandem zuzuhören, sollte sich fragen:

  • Wo hat diese Person gelernt?
  • Wer sind ihre Lehrer?
  • Was sagen andere Gelehrte über ihn oder sie?
  • Fördert diese Person Einheit – oder Spaltung?
  • Ist sie demütig oder selbstverliebt?
  • Bringt sie Menschen näher zu Allah – oder nur näher zu sich selbst?
Unsere Aufgabe als Gemeinschaft

Wir brauchen nicht nur echte Gelehrte. Wir brauchen auch Menschen, die sie erkennen können.

Dafür braucht es Bildung. Bewusstsein. Und eine kritische Auseinandersetzung mit dem, was wir konsumieren.

Und: Wir brauchen Strukturen, die neue Gelehrte fördern, sichtbar machen und schützen.

Gelehrte sind keine Stars, keine Prediger mit großen Reden, keine TikTok-Stars mit viralen Clips. Sie sind die Erben der Propheten – und verdienen eine Bühne, auf der sie wirken können. Eine Bühne, die wir als Gemeinschaft bauen müssen.

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Ulama in Germany: Wer hat aktuell das Sagen und warum?

In der muslimischen Landschaft Deutschlands stellt sich zunehmend eine unbequeme, aber zentrale Frage: Wer hat eigentlich von den Ulama (Gelehrten) in Deutschland das Sagen – und warum gerade er?

Diese Frage klingt im ersten Moment abstrakt, fast wie eine akademische Spielerei. Doch sie betrifft unser praktisches Leben als Muslime in Deutschland unmittelbar – in unseren Moscheen, auf unseren Konferenzen, in der Beratung unserer Jugendlichen, in der Bestimmung dessen, was „richtig“ oder „falsch“ islamisch ist. Sie entscheidet mit darüber, ob wir als Gemeinschaft zusammenwachsen oder weiter auseinanderdriften.

Zwischen Vielfalt und Zersplitterung

Es wäre ein Irrtum zu sagen, dass es in Deutschland keine islamisch Gebildeten gibt. Im Gegenteil: Es gibt zahlreiche ʿUlamāʾ, Lehrerinnen, Gelehrte und religiöse Autoritäten, die Wissen, Erfahrung und Hingabe mitbringen. Einige haben klassisch an traditionellen Zentren gelernt, andere verbinden akademische Bildung mit islamischem Wissen, wieder andere leben die Rolle des Gemeindevorbilds ganz praktisch, Tag für Tag.

Aber: Sie sind verstreut. Nicht nur geografisch – sondern auch innerlich. Viele arbeiten isoliert, meist in ihrem eigenen Umfeld, für ihre eigene Moschee, ihre eigene Herkunftsgruppe, ihren eigenen Kreis. Kaum jemand kennt die anderen wirklich. Es gibt keine stabile Plattform, kein verbindendes Netzwerk, keine gemeinsame Vision.

Das Ergebnis? Zersplitterung statt Einheit. Jeder sucht seine eigenen „Schäfchen“, doch keiner steht mit dem anderen in echtem Austausch. Empfehlungen bleiben lokal. Urteile konkurrieren miteinander. Autorität bleibt individuell statt kollektiv.

Die unsichtbaren Mauern

Diese Zersplitterung hat Ursachen. Einige davon liegen auf der Hand:

  • Kulturelle und nationale Grenzen. Viele Moscheen und Vereine orientieren sich an Herkunft: arabisch, türkisch, bosnisch, afghanisch, afrikanisch usw. Das führt dazu, dass sich Autorität oft innerhalb der eigenen Gruppe bildet – ohne dass ein gesamtislamischer Diskurs entsteht.
  • Fehlende gemeinsame Institutionen. Es gibt keine zentrale Instanz, die theologische Fragen bündelt oder inhaltlich moderiert. Keine Plattform, auf der Gelehrte sich regelmäßig austauschen, sich gegenseitig herausfordern, weiterbilden, bereichern.
  • Misstrauen und Konkurrenz. In einer Umgebung, wo jeder seine kleine Insel aufbauen muss, wächst oft nicht Kooperation, sondern Konkurrenz. Misstrauen dominiert: Wer den anderen anerkennt, verliert womöglich Einfluss.
  • Unklare Maßstäbe. Wer ist überhaupt ein Gelehrter? Wer darf sprechen? Wer darf urteilen? Diese Fragen bleiben oft unbeantwortet – was zur Folge hat, dass sich selbsternannte Experten und echte Gelehrte auf derselben Bühne begegnen. Und das Publikum erkennt oft keinen Unterschied.
Was fehlt?

Was also fehlt uns?

  • Ein Netzwerk der Gelehrten – made in Germany. Menschen, die hier leben, den Kontext kennen, auf Deutsch, Arabisch, Türkisch oder Bosnisch denken – und doch gemeinsam agieren, sich ergänzen, Verantwortung teilen.
  • Ein gemeinsames Ethos. Nicht jeder muss gleich denken oder urteilen. Aber ein gemeinsamer Respekt voreinander – auch bei Differenzen – wäre ein gewaltiger Schritt.
  • Strukturen für Nachwuchs. Wir brauchen mehr als nur Lehrer – wir brauchen Mentoren. Wer kümmert sich um die nächste Generation? Wer begleitet junge Studierende auf dem Weg zum Gelehrtentum?
  • Wirkliche Einheit in der Vielfalt. Nicht die Auflösung von Unterschieden, sondern deren Einbettung in ein größeres, tragendes Dach.
Und was jetzt?

Die Antwort auf „Wer hat das Sagen?“ kann heute noch niemand endgültig geben. Aber wir können beginnen, an den Grundlagen zu arbeiten:

  • Durch Begegnung.
  • Durch gemeinsame Projekte.
  • Durch freiwillige Anerkennung, nicht durch Machtanspruch.
  • Durch den Mut, auch eigene Eitelkeiten abzulegen – im Dienst an der Ummah.

Denn Autorität im Islam ist niemals Selbstzweck. Wer wirklich führen will, muss zuerst dienen. Und wer Dienen ernst nimmt, wird früher oder später von den Herzen der Muslime anerkannt.

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Ulama made in Germany – Eine neue Ära islamischer Bildung

In Deutschland leben über fünf Millionen Muslime. Wir sprechen Deutsch, zahlen Steuern, gehen zur Schule, arbeiten, gründen Unternehmen, engagieren uns sozial – wir sind Teil dieses Landes. Doch eine Frage bleibt oft unbeantwortet: Wer sind unsere religiösen Autoritäten? Wer lehrt unsere Kinder den Islam? Wer begleitet uns theologisch, spirituell und intellektuell durch die Herausforderungen der Moderne? Die Antwort lautet bisher zu oft: Menschen aus dem Ausland.

Warum das ein Problem ist

Viele der Gelehrten, die unsere Gemeinden heute prägen, kommen aus anderen Ländern. Das bringt viele Vorteile mit sich – ein Schatz an Wissen, jahrhundertelange Traditionslinien, Erfahrung. Doch oft stehen Sprache, Kultur und Lebensrealität zwischen ihnen und der hiesigen muslimischen Jugend.

Kinder und Jugendliche in Deutschland wachsen mit Deutsch als Muttersprache auf. Sie leben im Spannungsfeld zwischen islamischer Identität und einer pluralen Gesellschaft. Sie brauchen Lehrpersonen, die sie nicht nur auf Arabisch oder Urdu, sondern in ihrer Sprache und Denkweise erreichen – auf Deutsch, mit einem tiefen Verständnis für ihre Lebenswirklichkeit.

Was wir brauchen: Ulama made in Germany

Wir brauchen Gelehrte, die hier aufgewachsen sind, hier lernen, lehren und leben. Gelehrte, die Islamwissenschaften auf hohem Niveau studieren, aber auch deutsche Bildungsstandards verstehen. Die in Moscheen, Schulen und Universitäten wirken. Die den Islam nicht aus der Distanz, sondern mitten aus dem deutschen Alltag heraus vermitteln.

Diese Gelehrten braucht es, um:

  • Islamische Bildung kontextualisiert zu vermitteln
  • Missverständnisse abzubauen – in der Mehrheitsgesellschaft wie in den eigenen Reihen
  • eine authentische islamische Stimme in der Gesellschaft zu etablieren
  • die nächste Generation spirituell zu begleiten
  • eine eigenständige theologische Infrastruktur in Deutschland aufzubauen

Der Anfang ist gemacht – aber wir stehen am Anfang

Es gibt bereits erste Initiativen. Junge Menschen, die an islamischen Instituten studieren, Madaris gründen, eigene Curricula entwickeln. Frauen, die zu Gelehrten ausgebildet werden. Brüder, die sich im Bereich Fiqh, Hadith oder Tafsir spezialisieren – auf Arabisch UND Deutsch.

Aber es reicht nicht. Noch fehlt die breite Unterstützung. Noch fehlt es an Institutionen, Finanzierung, Anerkennung und einem strukturierten Ausbildungsweg.

Was jetzt zu tun ist

Damit aus Hoffnung Realität wird, braucht es:

  1. Ausbildungsstätten für Ulama in Deutschland – auf Deutsch und Arabisch
  2. Finanzielle Förderung für Studierende und Lehrende
  3. Kooperation zwischen Moscheen, Bildungszentren und Wissenschaft
  4. Öffentlichkeitsarbeit, um das Thema sichtbar zu machen
  5. Eine Community, die diese Vision mitträgt

Ein Ruf an alle Moscheen, Vereine und Aktive:
Bildet aus! Unterstützt junge Talente! Lasst nicht zu, dass wir auch in 20 Jahren noch von außen theologisch versorgt werden.

Fazit

„Ulama made in Germany“ ist mehr als ein Slogan. Es ist ein notwendiger Schritt für die Zukunft des Islam in Deutschland. Für eine Religion, die nicht importiert, sondern integriert wird. Die in dieser Gesellschaft verankert ist – auf der Basis von Offenbarung, Wissen und Verantwortung.

Lasst uns diese neue Generation nicht nur erwarten – sondern mit aufbauen.

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Neuigkeiten

Ein Eid-Fest, das zum Nachdenken anregt

Unser Eid-al-Fitr 2025 im Darus-Sunnah Zentrum

Eid al-Fitr – das Fest des Fastenbrechens. Für viele von uns ist es einer der schönsten Tage des Jahres: Der Duft von Parfum in der Luft, frische Kleidung, lächelnde Gesichter, das Takbir des Eid-Gebets – ein Moment, der Herzen verbindet. Auch dieses Jahr war es wieder so weit, alhamdulillah. Und doch war dieser Tag nicht nur ein Fest, sondern auch ein Spiegelbild unserer Realität – und ein Weckruf.

Ein überfüllter Gebetsraum, ein regennasser Hinterhof

Wie jedes Jahr kamen wir zusammen, um das Eid-Gebet gemeinsam zu verrichten. Die Stimmung war schön, die Gesichter fröhlich, und doch war eines nicht zu übersehen: Es war viel zu eng. Die Moschee platzte aus allen Nähten – wortwörtlich. Das Erdgeschoss war gefüllt, das 1. Obergeschoss ebenso, und selbst der Hinterhof wurde zum Gebetsraum umfunktioniert. Dort, wo in Zukunft inshaAllah unser Lebensmittelladen entstehen soll, standen Brüder Schulter an Schulter, auf Plastikplanen, mit improvisierten Teppichen, während der Regen leise vom Himmel fiel.

Die Lautsprecheranlage? Ein Bluetooth-Lautsprecher, der notdürftig mit einem Auto gekoppelt wurde, um den Imam bis in den Hinterhof hörbar zu machen. Trotz allem – Allahu akbar – waren wir da, haben gebetet, gelächelt und das Fest gefeiert. Doch bei all der Freude blieb ein Gedanke hängen: Warum ist das unsere Realität?

Es fehlt nicht an Muslimen – es fehlt an Visionen

Wir sind viele. Das hat man gesehen. Und doch ist die Infrastruktur unserer islamischen Gemeinden vielerorts ein Provisorium. Zu wenige Moscheen. Zu kleine Moscheen. Oft gemietete Gewerberäume, Kellerräume oder ehemalige Lagerhallen, die notdürftig in Gebetsräume umgewandelt wurden. Keine konzeptionell gebauten islamischen Zentren. Keine Orte, die mit Weitblick und Langfristigkeit entstanden sind.

Wie kann es sein, dass wir Jahr für Jahr draußen im Regen stehen, während unsere Gemeinden wachsen, unsere Kinder heranwachsen und unser Bedarf immer größer wird?

Es ist Zeit für ein Umdenken

Wir Muslime müssen anfangen, größer zu denken. Nachhaltiger. Zukunftsorientierter. Es reicht nicht mehr aus, „irgendeinen“ Raum zu mieten und daraus eine Moschee zu machen. Wir brauchen echte islamische Zentren – Orte, die das gesamte Leben eines Muslims begleiten.

Und genau das ist unser Anliegen hier im Darus-Sunnah Zentrum. Mit Allahs Erlaubnis entsteht bei uns nicht nur eine Moschee, sondern ein ganzheitlicher Ort, der den Muslimen in jeder Lebensphase zur Seite steht:

  • Bei der Geburt feiern wir gemeinsam die Aqiqa.
  • In der Muttergruppe kommen schon die Kleinsten mit ihren Müttern zusammen.
  • Ab 5 Jahren beginnt die Vorschule der Maktab.
  • Ab 6 Jahren der reguläre Unterricht.
  • Ab 14 nehmen Jugendliche an täglichen Unterrichten teil, gehen mit uns auf Ausflüge, übernachten in der Moschee und wachsen mit der Community auf.
  • Ehen werden geschlossen in der Moschee, Feiern finden hier statt.
  • In traurigen Zeiten stehen wir den Familien bei: von der Totenwaschung bis zur Beerdigung.
  • Und auch für Hajj und Umrah begleiten wir unsere Brüder und Schwestern – mit Vorbereitung und spiritueller Unterstützung.

Ein echtes islamisches Zentrum. Kein Provisorium. Keine Zwischenlösung.

Ein Appell an uns alle

Dieser Eid war wunderschön – aber er war auch unbequem. Auf nassem Boden zu beten, mit Plastikplanen als Teppich, in überfüllten Räumen und mit improvisierter Technik – das sollte kein Dauerzustand sein. Wir Muslime haben das Potenzial, das Wissen, die Mittel – aber was uns oft fehlt, ist die kollektive Entschlossenheit.

Wir dürfen nicht darauf warten, dass jemand anderes die Verantwortung übernimmt. Es ist unsere Verantwortung. Wenn wir 500 Menschen an einem Eid-Tag in einer kleinen Moschee sehen, dann wissen wir: Wir brauchen mehr. Und wir müssen selbst aktiv werden.

Ein Zentrum, das lebt – das muss unser Ziel sein. Mit täglichem Unterricht. Mit echter Jugendarbeit. Mit lebendiger Gemeinschaft. Nicht nur für Ramadan. Nicht nur für Jumuah. Sondern jeden Tag.

Ein letzter Gedanke

Wir haben am Eid-Tag den Boden mit Plastik ausgelegt, weil uns Teppiche fehlten. Das Treppenhaus war noch im Umbau – nackt, ohne Farbe, ohne Licht. In den letzten Nächten des Ramadans mussten wir mit Handylichtern den Weg ins Obergeschoss finden, weil der Strom nicht mehr funktionierte. Und dennoch – wir kamen. Wir beteten. Wir feierten.

Das zeigt: Wir sind bereit. Jetzt müssen wir nur noch richtig bauen.

Möge Allah uns Standhaftigkeit, Weitblick und Aufrichtigkeit schenken. Möge Er unsere Bemühungen segnen und unsere Gemeinschaft stärken. Möge Er aus Darus-Sunnah ein Zentrum machen, das Ihm gefällt, das dient und verbindet.

Amin.