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Tag: Prüfung

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Kann man Iman durch reines Wissen erlangen?

Wissen ist Vorbereitung – Iman ist Bewegung

Über Dīn, Prüfungen und das, was unsere Reaktionen über uns sagen

Viele Menschen suchen nach Iman – nach dem wahren Glauben, der das Herz erfüllt, die Seele beruhigt und das Leben trägt. Sie beginnen mit dem, was ihnen am nächsten liegt: dem Wissen. Sie lesen, hören, lernen – über Pflichten, Geschichten, Begriffe. Und doch bleibt manchmal ein Gefühl:

„Ich weiß viel – aber fühle ich wirklich?“

Diese Frage ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Leben. Doch sie führt zu einer tieferen Frage:
Kann ich Iman durch reines Wissen erlangen? Oder braucht es mehr als nur Theorie, um zu glauben?

Was ist Dīn – und wo beginnt er in meinem Leben?

Der Islam ist mehr als ein Regelwerk. Dīn ist nicht nur das, was im Fiqh-Buch steht – er ist der Weg, den der Mensch in seiner ganzen Existenz geht: mit seinem Herzen, seiner Zunge und seinen Gliedmaßen.

Er umfasst Eigenschaften, die Allah liebt und in Seinen Dienern sehen möchte: Geduld in der Prüfung, Wahrhaftigkeit im Zweifel, Dankbarkeit im Überfluss, Demut im Erfolg, Standhaftigkeit in der Niederlage und so weiter. Diese Eigenschaften entstehen nicht im Kopf, sondern reifen im Herzen – und zeigen sich nicht in Worten, sondern in Reaktionen wieder.

Denn wenn Allah uns etwas auf unseren Weg bringt – sei es Freude oder Schmerz, Verlust oder Hoffnung – dann ist es nicht das Ergebnis, das zählt, sondern das, wie wir damit umgehen. Wie wir sprechen, wie wir denken, wie wir bitten.

Und das ist, was aufgeschrieben wird: nicht das Resultat, sondern die Reaktion.

Iman – die Kraft, die unsere Reaktion trägt

Iman ist nicht einfach Wissen. Er ist nicht der Besitz religiöser Begriffe. Er ist auch nicht der bloße Glaube „im Kopf“.

Iman ist die Kraft, die einen Menschen überhaupt erst befähigt, Allahs Weg zu gehen – und in jeder Situation so zu reagieren, wie es Ihm, dem Allerbarmer gefällt.

Der Prophet ﷺ sagte:

„Iman ist das, was im Herzen ist – und was sich in den Taten zeigt.“

(Sahīh Muslim)

Und:

„Der Iman besteht aus über 70 Teilen. Der höchste Teil ist: Lā ilāha illa-llāh…“
(Sahīh Muslim)

Das zeigt: Lā ilāha illa-llāh ist mehr als ein Satz – es ist eine Haltung. Eine Reaktion, die sich immer wieder erneuert:
Wenn dir etwas genommen wird – von wem hoffst du Ersatz?
Wenn du krank bist – von wem erwartest Heilung?
Wenn du unsicher bist – wer ist dein Rückhalt?

Der Mensch des Iman erwartet alles nur von Allah.

Der Islam ist keine Teilzeit-Botschaft. Er ist ein Ruf zur Ganzheit. In der Sure al-Baqara heißt es: „O die ihr glaubt! Tretet allesamt in den Islam ein…“ (2:208) – also mit allem, was ihr habt: Verstand, Herz, Wort, Tat. Es geht nicht darum, nur bestimmte Teile der Religion zu leben, sondern darum, sie Stück für Stück zu verinnerlichen – bis sie dich ganz durchdringen.
Es geht darum, alle Eigenschaften, die der Dīn fordert und die Prüfungen sichtbar machen, in sich zum Leben zu erwecken – durch wiederholte Praxis, bewusst und beständig, bis sie zu einem Teil von dir werden.Nicht aus Zwang, sondern aus Liebe zu Allah und dem Wunsch, Ihm nahe zu kommen.

Prüfungen – Spiegel des Herzens

Im Leben begegnen uns unzählige Dinge, die uns innerlich herausfordern.
Manche betreffen das Sichtbare – Gesundheit, Besitz, Menschen etc.
Andere betreffen das Unsichtbare – Ruhe, Verständnis, Nähe zu Allah etc.

Viele verbinden beides: Sie sagen z. B. „Ich bin nur ruhig, wenn ich gesund bin.“
Doch der Glaube lehrt etwas anderes: Ruhe kommt von Allah – nicht von Umständen.

Wenn Er dir etwas auf den Weg stellt – dann nicht, um dich zu brechen, sondern um dir zu zeigen, was in dir lebt, ob du schon so weit bist und die korrekte Eigenschaft besitzt, die Er als Reaktion von dir sehen möchte. Man könnte sagen: Wie viel Iman wirklich da ist. Ob du stehst oder fällst. Ob du fluchst oder bittest. Ob du zurückgehst oder zu Ihm gehst.

Denn der wahre Iman zeigt sich nicht, wenn alles leicht ist – sondern wenn es schwer wird.

Ursachen und Vertrauen – kein Widerspruch

Natürlich: Der Muslim nutzt Ursachen!
Er geht zum Arzt, macht sich auf die Suche nach Arbeit, trinkt Wasser, wenn er durstig ist.
Aber dabei bleibt er innerlich wachsam:
„Diese Mittel sind nur Werkzeuge – der Handelnde ist immer Allah.“

Du darfst handeln – du sollst und musst sogar. Aber du sollst dabei nie vergessen: Nur Allah gibt Wirkung. Und genau das ist Iman: Du nutzt Ursachen – aber du ruhst dich nicht auf ihnen aus. Dein Herz vertraut nur dem, der sie erschaffen hat. Deine Hände greifen zu den Mitteln – aber dein Herz schreit nach Allah.

Fazit: Lernen ist Wegbereitung und Vorbereitung – Iman ist Bewegung

Reines Wissen reicht nicht. Du kannst Iman nicht einfach lesen, speichern oder rezitieren.

Aber Wissen ist der Anfang – es ist wie das Licht, das den Weg erhellt. Doch gehen musst du selbst. Mit dem Herzen, das sich Allah zuwendet. Mit der Zunge, die Bittgebete spricht. Mit dem Körper, der niederwirft. Und mit der Reaktion, die zeigt:
Ich glaube, nicht weil ich verstanden habe – sondern weil ich vertraue.

„Allah will nicht sehen, ob du erfolgreich warst. Er will sehen, wie du reagiert hast.“

Möge Allah unsere Reaktionen aufrecht, unsere Herzen weich und unseren Iman lebendig machen.