Die Hajj ist eine der fünf Säulen des Islam und eine spirituelle Reise, die jeder Muslim mindestens einmal im Leben antreten sollte, sofern es die Umstände erlauben. Sie besteht aus mehreren wichtigen Stationen, die jeweils eine tiefgehende Bedeutung haben. Zwei der entscheidendsten Orte der Hajj sind Mina und Arafat, die eine essenzielle Rolle im rituellen Ablauf der Pilgerfahrt spielen.
1. Die Ankunft in Mina
Nach der Absichtserklärung (Niyyah) und dem Eintritt in den Weihezustand (Ihram) begeben sich die Pilger nach Mina, einem Tal etwa 8 Kilometer von Mekka entfernt.
- Hier verbringen sie die Nacht in einfachen Zelten und bereiten sich auf die kommenden Tage vor.
- In Mina beten die Pilger die regulären fünf Gebete, jedoch in gekürzter Form.
- Dieser Aufenthalt symbolisiert die innerliche Vorbereitung und die Abkehr vom weltlichen Leben.
2. Der Tag von Arafat
Am neunten Tag des islamischen Monats Dhul-Hijjah, dem bedeutendsten Tag der Hajj, begeben sich die Pilger zum Berg Arafat. Dieser Ort ist von besonderer spiritueller Bedeutung, da hier die wichtigste Handlung der Hajj, die Wuquf (das Verweilen in Arafat), stattfindet.
- Das Verweilen in Arafat beginnt nach Sonnenaufgang und dauert bis zum Sonnenuntergang.
- Während dieser Zeit beten die Pilger inständig zu Allah, rezitieren den Quran und bitten um Vergebung.
- Die Predigt in Arafat wird in der Moschee von Namira gehalten, wo viele Pilger sich versammeln.
- Der Prophet Muhammad (ﷺ) hielt hier seine Abschiedspredigt, weshalb dieser Ort als zentrale Station der Hajj gilt.
Das Verweilen in Arafat ist so essenziell, dass der Prophet Muhammad (ﷺ) sagte: “Die Hajj ist Arafat” (Sunan Abu Dawood, Hadith 1949). Wer diesen Teil verpasst, hat die Hajj nicht vollzogen.
3. Weiterreise nach Muzdalifah
Nach Sonnenuntergang brechen die Pilger von Arafat nach Muzdalifah auf, einem offenen Gebiet zwischen Arafat und Mina. Hier:
- Verrichten sie das Abend- (Maghrib) und Nachtgebet (Isha) zusammen.
- Sammeln sie 49 oder 70 kleine Steine, die sie später für das Steinewerfen (Ramy al-Jamarat) in Mina benötigen.
- Verbringen die Nacht unter freiem Himmel und nutzen die Zeit für Gebete und Reflexion.
4. Die Rückkehr nach Mina und das Steinewerfen
Am zehnten Tag von Dhul-Hijjah, dem Tag von Eid al-Adha:
- Kehren die Pilger nach Mina zurück und werfen sieben Steine auf die große Steinsäule (Jamarat al-Aqaba), um symbolisch den Teufel zu vertreiben.
- Nach diesem Ritus erfolgt die Opferung eines Tieres, das an das Opfer Abrahams erinnert (Qurbani).
- Die Männer rasieren sich oder schneiden ihre Haare kurz, die Frauen schneiden eine kleine Haarsträhne.
- Danach verlassen die Pilger den Weihezustand (Ihram) und dürfen wieder normale Kleidung tragen.
5. Tawaf al-Ifadah in Mekka
Nach dem Aufenthalt in Mina kehren die Pilger nach Mekka zurück, um den Tawaf al-Ifadah, also die sieben Umkreisungen der Kaaba, durchzuführen. Dies symbolisiert die spirituelle Reinigung und den Abschluss der Hauptbestandteile der Hajj.
6. Die letzten Tage in Mina und der Abschiedstawaf
- Die Pilger verbringen die nächsten zwei bis drei Tage in Mina und werfen die Steine auf alle drei Jamarat (Steinsäulen).
- Nach der Rückkehr nach Mekka erfolgt der Tawaf al-Wada’ (Abschiedstawaf), bei dem sich die Pilger mit einer letzten Umkreisung von der Kaaba verabschieden.
Fazit
Die Reise von Mina bis Arafat ist das Herzstück der Hajj. Sie führt die Pilger durch Stationen der spirituellen Reflexion, der Geduld und der Erneuerung ihres Glaubens. Wer diese Reise antritt, folgt den Spuren der Propheten und erlebt eine tiefgreifende spirituelle Transformation. Die Hajj ist nicht nur eine Reise zu heiligen Stätten, sondern vor allem eine Reise zu Allah und zu sich selbst.