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Ulama made in Germany

Wer führt unsere muslimischen Kinder morgen? Wer predigt, wenn wir alt sind? Wer erklärt den Islam auf Deutsch, mit Verstand, Empathie und Tiefgang?
Dieser Blogbeitrag ist ein ehrlicher Blick auf eine der zentralen Fragen unserer Zeit.

Dieser Beitrag ist erst der Anfang

Die Debatte über „Ulama made in Germany“ öffnet viele Türen, die in kommenden Blogbeiträgen weitergeführt werden sollen inshallah:

Warum die Zukunft islamischer Gelehrsamkeit in Europa geschrieben wird

Inmitten wachsender muslimischer Communities in Deutschland stellt sich eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit: Wer wird die islamische Führung der nächsten Generation übernehmen? Werden wir weiterhin auf Gelehrte aus dem Ausland zurückgreifen? Oder ist es an der Zeit, dass in Deutschland ausgebildete, hier lebende und in der Gesellschaft verwurzelte Ulama den Raum betreten?

Diese Fragen sind mehr als theoretisch – sie berühren die Identität, Autonomie und Zukunft der Muslime in Deutschland.

Der Hintergrund: Zwischen Import und Isolation

In den letzten Jahrzehnten wurde islamisches Wissen in Europa vorwiegend importiert. Gelehrte aus Ägypten, der Türkei, dem Maghreb, Pakistan oder Saudi-Arabien kamen für Predigten, Seminare oder als ständige Imame in die Moscheen. Viele von ihnen taten großartige Arbeit, doch die kulturelle Distanz, die sprachlichen Barrieren und das fehlende Verständnis für den hiesigen Kontext blieben ein tiefes strukturelles Problem.

Zugleich wuchs eine junge, muslimische Generation in Deutschland heran. Sie besuchten deutsche Schulen, deutsche Universitäten, sprechen die Sprache fließend, verstehen die kulturellen Nuancen – und sind oft doch religiös führungslos oder suchen Orientierung in digitalen Räumen voller Polarisierung und Halbwissen.

Warum „Ulama made in Germany“ kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit ist

1. Kontextuelle Relevanz:
Ein in Deutschland lebender Gelehrter weiß, wie das Leben eines jungen Muslims hier aussieht. Er kennt den Schulalltag, die islamischen Herausforderungen am Arbeitsplatz, den Umgang mit Behörden, Medien, Politik – und kann religiöse Prinzipien in diesen Kontext übersetzen.

2. Sprachliche Zugänglichkeit:
Deutschsprachige Ulama erreichen Menschen auf einer ganz anderen Ebene – gerade jene, die kein Arabisch, Türkisch oder Urdu sprechen. Sie können Freitagspredigten halten, die nicht nur verstanden, sondern gefühlt werden. Sie können Texte verfassen, die Muslime und Nicht-Muslime zugleich ansprechen.

3. Vertrauensbasis:
Eine Führungsperson aus der eigenen Community genießt ein anderes Maß an Vertrauen und Verbundenheit. Sie teilt Erfahrungen, Milieus, kulturelle Codes.

4. Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit:
Wir müssen weg von kurzfristigen Lösungen und hin zu einer langfristigen Vision: die Ausbildung eigener Gelehrter, die hier leben, hier bleiben, hier Verantwortung übernehmen.

Wo stehen wir aktuell?

Es gibt erste positive Entwicklungen: Einzelne Institute und Moscheen starten Ausbildungsprojekte, Initiativen für Imamausbildungen entstehen, vereinzelt reisen junge Muslime ins Ausland, um Wissen zu erwerben und bringen es mit einer neuen Haltung zurück.

Doch die Zahl dieser Initiativen ist gering. Es fehlt an koordinierten Strukturen, klaren Finanzierungsmodellen, interinstitutionellen Kooperationen – und vielleicht am wichtigsten: dem Bewusstsein, wie dringend dieses Projekt ist.

Was jetzt zu tun ist

1. Ausbildungseinrichtungen fördern:
Wir brauchen Bildungseinrichtungen mit echtem Tiefgang – die nicht nur Theorie vermitteln, sondern Persönlichkeiten formen.

2. Talent entdecken und unterstützen:
In unseren Moscheen sitzen zukünftige Ulama – Jugendliche mit Liebe zur Religion, Sprachgefühl und Verantwortungsbewusstsein. Sie brauchen Mentoring, Förderung und konkrete Wege.

3. Ehrenamt entlasten – Hauptamt stärken:
Ein nachhaltiger religiöser Dienst braucht finanzielle Sicherheit. Der Weg zum Ulama darf nicht an Miete, Lebensunterhalt oder Familienlasten scheitern.

4. Frauen als Gelehrte stärken:
Wir brauchen auch „Ulama made in Germany“ in weiblicher Form – starke Frauen, die lehren, beraten, führen, schreiben und Vorbilder für kommende Generationen sind.

5. Gemeinschaftliche Verantwortung aufbauen:
Diese Aufgabe darf nicht an Einzelnen hängen. Moscheen, Verbände, Eltern, Förderer – sie alle müssen an einem Strang ziehen.

Fazit:

Die nächste Generation wird uns fragen, ob wir Gelehrte in Europa hatten, die sie verstanden haben. Ob wir ihnen Menschen an die Seite gestellt haben, die sie auf Deutsch, mit Empathie und fundiertem Wissen begleiten konnten.
Die Zeit, um damit zu beginnen, ist jetzt.