Ein Denkanstoß für Muslime in Europa
Viele von uns – ob als Eingewanderte oder als Kinder und Enkel von Einwanderern – hören diesen Satz immer wieder: „Ihr seid Gäste hier.“
Doch sind wir das wirklich?
Ein Gast bleibt eine gewisse Zeit, benimmt sich höflich, bedankt sich – und reist dann wieder ab.
Aber was, wenn man gar nicht mehr abreist?
Wenn man hier geboren wurde, hier aufgewachsen ist, die Sprache spricht, arbeitet, Steuern zahlt, Kinder großzieht, Schulen besucht, Verantwortung übernimmt?
Gäste bauen keine Häuser.
Gäste gründen keine Schulen.
Gäste schaffen keine Arbeitsplätze.
Gäste machen keinen Generationenvertrag.
Gäste werden nicht begraben.
Muslime in Deutschland sind längst keine Gäste mehr. Wir sind Teil dieses Landes, Teil dieser Gesellschaft – mit unserer Religion, unserer Kultur, unseren Werten. Das bedeutet aber auch, dass wir nicht in der Zuschauerrolle bleiben dürfen.
Wir müssen aktiv gestalten.
Wir dürfen nicht nur reagieren – wir müssen mitgestalten.
Ob im Bildungsbereich, in sozialen Projekten, in der Nachbarschaft, im öffentlichen Dialog oder im politischen Engagement: unsere Stimme, unser Beitrag zählt.
Unsere Moscheen sind dabei zentrale Orte.
Nicht nur für das Gebet, sondern für Bildung, Zusammenhalt, Fürsorge, Aufklärung und Dialog.
Sie müssen offene Räume werden – für Muslime und für alle, die sich für das friedliche Miteinander interessieren.
Was heißt „Zuhause“?
Zuhause ist nicht nur ein Ort. Es ist ein Gefühl.
Ein Ort, an dem man Verantwortung übernimmt.
Ein Ort, an dem man sich bemüht, etwas Besseres zu hinterlassen.
Ein Ort, den man liebt – mit allen Herausforderungen.
Deutschland ist für Millionen Muslime längst ein solches Zuhause geworden.
Das bedeutet nicht, dass wir uns anpassen müssen, bis wir nichts mehr von uns selbst wiedererkennen.
Aber es bedeutet, dass wir unsere Identität mit Stolz leben – und zugleich Verantwortung für das große Ganze übernehmen.
Unsere Aufgabe:
Wir sind nicht Gäste. Wir sind Gastgeber der nächsten Generation.
Wir bauen Strukturen, die bleiben.
Wir formen eine Zukunft, in der unsere Kinder nicht mehr gefragt werden:
„Woher kommst du wirklich?“
Sondern in der sie gefragt werden:
„Wie hast du es geschafft, so viel Positives zu bewegen?“
Möge Allah uns die Kraft geben, diesen Weg aufrichtig und weise zu gehen.
Möge Er unsere Gemeinschaft stärken und unsere Arbeit segnen.
Amin.